Schnee

Team

Regie

Ersan Mondtag

Bühne

Paula Wellmann

Kostüme

Josa Marx

Musik

Max Andrzejewski

Dramaturgie

Matthias Günther

Mit

Pascal Houdus, Marie Löcker, Thomas Niehaus, Steffen Siegmund, Tilo Werner, Sebastian Zimmler, Cathérine Seifert

Für eine Reportage über Selbstmorde kopftuchtragender junger Frauen reist der Dichter Ka nach zwölf Jahren im deutschen Exil zu­rück ins ostanatolische Kars. Drei Tage lang schneit es ununterbro­chen in der Stadt, die von der Außenwelt abgeschnitten ist.

Es stehen Kommunalwahlen an, bei denen sich ein Sieg des islamistischen Kan­didaten abzeichnet. Auf einer Theaterbühne entzündet sich während der Aufführung eines volkspädagogischen Melodrams aus der Ata­türk-­Ära, in dem das Ablegen der Schleier propagiert wird, ein Streit. Darf eine Frau gezwungen werden, das Kopftuch abzulegen?
Was wiegt schwerer: die Staatsräson eines säkularen Staates oder die persönliche Freiheit eines religiösen Glaubens? Das Geschehen eskaliert, als Angehörige eines obskuren Sonderkom­mandos die Bühne stürmen und unter der Führung des Staatsschau­spielers Sunay Zaim vorgeben, den Staat vor den Islamisten retten zu müssen. Der Dichter Ka unternimmt den Versuch, die politische Ver­schwörung aufzuklären, verheddert sich aber als Vermittler im Kampf zwischen türkischen und kurdischen Nationalisten, der Armee und islamistischen Fundamentalisten.
Für Regisseur Ersan Mondtag ist Orhan Pamuks „Schnee“ hoch brisant und aktuell. Mit seinem Roman, geschrieben vor dem 11. September 2001, wollte Pamuk die kleine Stadt Kars als Mikrokosmos der Türkei  verstanden wissen. Nach den Attentaten auf das World Trade Center begann Pamuk zu verstehen, dass die Probleme der Türkei die Pro­bleme der Welt wurden. Heute lautet Pamuks Appell an den Westen: „Bitte macht einen Unterschied zwischen der islamischen Gesell­schaft und dem politischen Islam! Bitte macht einen Unterschied zwischen dem politischen Islam und radikalen Fundamentalisten! Nach Anschlägen wie denen gegen Charlie Hebdo verwischen in den Emotionen die Unterschiede. Furchtbar!“

Fotoaufnahmen: Armin Smailovic

Zeitraum

25. Februar 2016 – 24. August 2018