The life and death of a worker

19. August 2024

Leben und Tod eines Arbeiters

Gespräch mit Didier Eribon und Ersan Mondtag

moderiert von Çagla Ilk

Deutscher Pavillon in den Giardini der Biennale di Venezia

2. September 2024 um 17 Uhr

Ersan Mondtag und Didier Eribon haben etwas gemeinsam:

Sie schreiben beide über ihre Familiengeschichten, genauer gesagt über Menschen, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben und einen unwürdigen Tod erlitten.

In seinem neuesten Buch Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Tod erzählt der international bekannte Schriftsteller Didier Eribon die Geschichte seiner Mutter: einer Frau, die in einem Waisenhaus aufwuchs, mit 14 Jahren als Putzfrau zu arbeiten begann und später in einer Glasfabrik bis zu deren Schließung tätig war.

Eribon schildert das harte Leben und den zermürbenden Alltag einer Arbeiterin, die nie eine Ausbildung erhielt, jahrzehntelang in Fabriken schuftete, mit einem Mann verheiratet war, den sie nie liebte, sich um ihre Kinder kümmerte und die Familie zusammenhielt, sich in einer Gewerkschaft organisierte, schließlich ins Abseits geriet und miterlebte, wie die Fabriken geschlossen wurden - und wie sich viele seitdem nur noch mit prekären Jobs über Wasser halten können.

Ersan Mondtags Arbeit Monument to an Unknown Man ist seinem Großvater Hasan Aygün gewidmet. Aus einer armen, ländlichen Region östlich von Ankara stammend, zog Aygün Mitte der 1960er Jahre nach West-Berlin und arbeitete über 30 Jahre lang bei Eternit, einem Unternehmen, das Baumaterialien aus Asbest herstellte. Der Aufbruch ins 3.000 Kilometer entfernte Berlin war seine einzige Chance, einem Leben in bitterer Armut und Perspektivlosigkeit zu entkommen. Aber sie wurde auch zu einer tödlichen Falle für ihn. Im Jahr 1993 wurde die Asbestverarbeitung in Deutschland endgültig verboten. Aygün starb kurz nach seiner Frühpensionierung an einer schweren Lungenkrankheit, die zweifellos durch das Einatmen der giftigen Fasern verursacht wurde.

In einem von der Kuratorin Çagla Ilk moderierten Gespräch werden die beiden Erzähler über Klasse und Familie sprechen.

Didier Eribon ist Philosoph und Soziologe. Er ist Autor von rund zwanzig Büchern, die weltweit übersetzt wurden, darunter eine Biografie von Michel Foucault, „Réflexions sur la question gay“, und sein neuestes Werk „Vie, vieillesse et mort d'une femme du peuple“. Sein 2009 erschienenes Buch „Retour à Reims“ (Rückkehr nach Reims) fand international großen Anklang und regte die Debatte über Selbstanalyse, Klassenfragen und den Aufstieg der extremen Rechten an. Er lebt in Paris. Er ist der Preisträger des Berliner Akademiepreises 2024.